Salamat, was auf Arabisch „gute Gesundheit“ bedeutet, ist eine kurze Botschaft, die sagt: „Ich bin sicher und gesund“. Für die Familien der geretteten Personen ist es eine Möglichkeit den Kontakt zur geretteten Personen wieder herzustellen.
An Bord der Ocean Viking, betrieben in Zusammenarbeit mit der Internationalen Föderation der Rot Kreuz und Rothalbmond Gesellschaften (IFRC), bringt Salamat die Mission der humanitären Hilfe auch auf eine persönliche Ebene. Das Hauptziel der Ocean Viking ist die Rettung von Menschen aus Seenot, die sich in lebensgefährlichen Situationen befinden. Doch die Mission geht über den physischen Einsatz der Rettung hinaus – auch die individuellen Bedürfnisse nach Kontakt zu den Familien der geretteten werden berücksichtigt.
„Ich habe die Nachricht an einen Freund geschickt, weil meine Mutter kein Telefon hat. Er wohnt in einem Nachbardorf. In der Nachricht stand: „Ich gehe nach Europa, das Boot hat mich aus dem Meer gerettet.“
Ich bin 2022 abgereist, 2023 habe ich mich bei meinen Eltern gemeldet und ihnen gesagt: „Ich gehe nach Libyen“. Meine Mutter sagte: „Geh nicht ins Wasser!“ Mein Cousin ist im Meer gestorben. Dies ist mein zweiter Versuch, bei meinem ersten Versuch hat mich die libysche Küstenwache abgefangen und ins Gefängnis gesteckt.“
(Moussa* aus Mali, 23 Jahre alt)

Viele Überlebende, die sich auf die Reise begeben, sind bereits seit Wochen oder Monaten von ihren Familien getrennt. Die Ungewissheit und Isolation von ihren Angehörigen erschweren ihre Situation zusätzlich. Hier kommt Salamat ins Spiel und gibt den Menschen Hoffnung, ihren Familien eine Nachricht zukommen lassen zu können.
Wenn Überlebende an Bord der Ocean Viking kommen, haben sie die Möglichkeit, über Salamat wieder Kontakt zu ihren Familien aufzunehmen. Das Verfahren ist einfach und doch wirkungsvoll: Die Überlebenden geben die Telefonnummern ihrer Angehörigen an, die dann an das Team des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (ICRC) weitergeleitet werden. Diese Telefonnummern sind entscheidend, da sie das Potenzial haben, die Kluft zwischen den Überlebenden und ihren über die ganze Welt verstreuten Familien zu überbrücken.
Das “Family Links Network” der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist groß und gut koordiniert. Die von den Überlebenden zur Verfügung gestellten Informationen werden an Bord der Ocean Viking von IFRC- und Rotkreuz- und Rothalbmond-Mitarbeitern gesammelt. Dann werden die Informationen auf sichere Weise an das ICRC-Team weitergeleitet. Dies stellt die Koordinierung und Weiterleitung an die zuständigen nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften oder ICRC-Delegationen in den jeweiligen Ländern sicher. Mit dem lokalisierten Ansatz wird gewährleistet, dass die Familien der Überlebenden von den vertrauten Stimmen ihrer nationalen Gesellschaften oder ICRC-Büros kontaktiert werden – Stimmen, die sowohl Trost als auch Hoffnung bedeuten. Per Telefon werden die Familien darüber informiert, dass ihre Angehörigen auf der Ocean Viking in Sicherheit sind und sich auf dem Weg zu einem sicheren Ort befinden.
Die Verbindung ist jedoch noch nicht zu Ende. ICRC und IFRC wissen, dass Kommunikation in beide Richtungen geht. Die Rückmeldungen aus diesen Anrufen werden in einem verschlüsselten Format an das IFRC-Team an Bord der Ocean Viking zurückgesendet, um den Datenschutz und die Sicherheit der ausgetauschten Informationen zu gewährleisten. Diese Rückmeldung gibt den Überlebenden die Gewissheit, dass ihre Familien über ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen informiert sind.
Sollte ein Anruf aufgrund technischer Probleme oder falscher Kontaktinformationen nicht zustande kommen, wird eine neue Telefonnummer erfasst und derselbe sorgfältige Prozess noch einmal durchlaufen, bis die Verbindung hergestellt ist.
Ein Salamat ist eine Nachricht, die Ozeane und Grenzen überquert. Die Nachricht spendet angesichts großer Herausforderungen Trost und gibt Familien, die mit der Ungewissheit kämpfen müssen, was ihren Angehörigen widerfahren ist, Gewissheit.
Das Salamat bringt Menschen wieder zusammen und spendet Kraft und Hoffnung.
*Name zum Schutz der geretteten Person geändert